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Abfahrtsmonster zum fairen Preis?

8. Mai 2025 by Michael Faiß

E-MTB / Test: Das Cube Stereo Hybrid One77 HPC TM 800 rollt an den Start, um als dezidiert abfahrtsorientiertes E-Mountainbike in die großen Fußstapfen des Stereo Hybrid 160 zu treten. Mit einer von Grund auf neu entwickelten Plattform zielt es auf Biker, die ein wirklich potentes E-MTB für die richtig harten Brocken im Gelände suchen. Kann das Bike trotz eines für diese Klasse fast schon überraschend günstigen Preises auf dem Trail wirklich überzeugen?

[youtube url=“https://youtu.be/CPmDW1hU4L4″]

Technische Daten und Ausstattung: Was steckt drin?

Keine Frage, das Cube Stereo Hybrid One77 ist als reinrassiges E-Enduro konzipiert. Das schreit einem schon der Federweg von satten 170 mm an Front und Heck entgegen. Cube setzt hier konsequent bei allen Rahmengrößen auf ein Mullet-Setup – also ein 29-Zoll-Vorderrad für gutes Überrollverhalten und ein agileres 27,5-Zoll-Hinterrad (650B).

Beim Herzstück, dem Rahmen des One77 HPC TM 800, setzt man auf Carbon, der Hinterbau hingegen ist aus robustem Aluminium. Dieser Mix ist auch vom Stereo Hybrid One44 bekannt und hat sich bei zahlreichen anderen E-MTBs in der Vergangenheit bewährt. Wer genau hinschaut, erkennt durchaus eine optische Verwandtschaft zum kleineren Bruder, dem Cube Stereo Hybrid One44.

Für einen Schuss Alltagstauglichkeit sorgt neben einer Aufnahme für einen Seitenständer auch der Cube-eigene X-Connect Standard am Steuersatz. Unter einer kleinen Abdeckung versteckt sich ein bestromter Anschluss für entsprechend kompatible Scheinwerfer. Schade: Ein universelles Kabel für Lampen von Drittanbietern gibt es derzeit noch nicht.

Die Zuladung des Bikes liegt bei soliden 125 kg und auch der Betrieb mit einem Anhänger ist möglich.

Bosch CX Gen 5 mit großem Akku

Für Vortrieb sorgt der bekannte Bosch CX Gen 5, der satte 85 Nm Drehmoment liefert. Ab Juli wird es auch möglich sein, das Drehmoment über die Flow App auf 100 Nm und die Leistung auf bis zu 750 Watt zu erhöhen. Alle Ausstattungsvarianten des One 77 kommen außerdem mit einem entnehmbaren Bosch PowerTube Akku, der 800 Wh Kapazität bereitstellt. Wer Gewicht sparen will (rund 900 Gramm bis 1 Kilogramm), kann auch einen 600 Wh Akku einsetzen. Und für die ganz langen Touren ist das System mit dem Bosch PowerMore 250 Range Extender kompatibel.

Im Oberrohr sitzt der Bosch System Controller. Das TM-Modell ist zusätzlich mit einem Bosch Purion 400 Display und der kompakten Mini Remote ausgestattet. Wer mehr Infos im Blick haben will, kann alternativ das Kiox 400C Display im Oberrohr nachrüsten.
Besonderheiten: Ein interessantes Detail des One77 sind die Lagerschalen, mit denen sich der Lenkwinkel anpassen lässt. Die Zugverlegung erfolgt, wie bei vielen modernen Bikes, durch den Steuersatz. Das erschwert die Wartung und ist auch optisch kein allzu großer Zugewinn.

Design und Verarbeitung

Optisch macht das Stereo Hybrid One77 durchaus was her. Der kleine Knick am Hinterbau ist zwar etwas präsenter als beim One44, das Gesamtbild ist aber stimmig. Die Verarbeitungsqualität ist gut. Wenn man pingelig ist, könnte man die Lackierung an den Kanten der Lagersitze und Motorbolzen anführen, wo hier und da ein Hauch von Carbon durchschimmert – das ist aber wirklich Jammern auf hohem Niveau.

Richtig gut gelöst ist hingegen die Integration und Entnahme des Akkus. Das Akku-Cover aus einem etwas weicheren Kunststoff fühlt sich wertig an und hat den netten Nebeneffekt, dass es Steinschläge leiser und schonender abfängt. Auch die Rahmenschützer an Kettenstrebe und Hinterbau machen einen soliden Eindruck und sind fest montiert.

Preis-Leistungs-Verhältnis und Modellvarianten: Viel Bike fürs Geld?

Das getestete TM-Modell bietet für einen Listenpreis von rund 6.200 Euro (oftmals im Handel günstiger zu finden) ein Ausstattungspaket, das man so kaum woanders bekommt. Dazu gehören ein Fox Performance Fahrwerk mit der 38er Gabel an der Front und dem X2 Dämpfer im Heck. Gebremst wird mit Maguras MT7 samt 203 mm Scheiben, auf den robusten Newmen Beskar 30 Laufrädern sind Reifen von Schwalbe montiert, beide in der weichen Gummimischung. Der Tacky Chan am Heck kommt auch mit der stabilen Super Gravity Karkasse.

Rahmen Stereo Hybrid C62 One77
Federgabel Fox 38 Performance
Antrieb Bosch CX Gen 5
Akku Bosch Powertube 800
Dämpfer Fox Float X2 Performance
Laufräder Newmen Beskar 30
Reifen VR Schwalbe Magic Mary Super Trail Addix Soft
Reifen HR Schwalbe Tacky Chan Super Gravity Addix Soft
Schaltwerk Sram GX Eagle Transmission
Schalthebel Sram AXS Pod
Kurbel Acid 165 mm
Umwerfer Ohne
Bremse Magura MT7
Bremsscheiben Magura Storm HC 203/203 mm
Sattelstütze Cube Dropper 170 mm (L)
Sattel Acid Venec EMTB Trail 140
Vorbau Cube Performance Stem E-MTB 35
Lenker Cube Rise Trail Bar 35

Für zuverlässige Schaltvorgänge ist außerdem die elektronische Sram GX Eagle Transmission zuständig, die per Kabel direkt vom Akku des Bikes mit Strom versorgt wird.

Cube hat das One77 aber auch in anderen Varianten im Programm:

Das Cube Stereo Hybrid One77 Race bietet für knapp 4.300 Euro den günstigen Einstieg. Hier muss man allerdings deutliche Abstriche beim Fahrwerk (SR Suntour), den Bremsen (Magura MT Thirty) und den Reifen machen. Das SLX Modell bietet im Vergleich eine deutlich stimmigere Ausstattung mit Fox 38 Rhythm Gabel, Float X Performance Dämpfer sowie XT-Bremsen und -Schaltung. Über dem getesteten TM Modell liegt in Action Team Variante. Hier gibt’s ein Fox Factory Fahrwerk für maximale Performance. Das SLT Topmodell setzt dann vor allem beim Gewicht an und drückt dieses mit Carbonlaufrädern und edlen Race Face Era Komponenten auf deutlich unter 24 kg.

Wer preisbewusst maximale Performance sucht, greift zum TM- oder Action-Team-Modell. Ist das Budget knapper, ist das SLX-Modell eine sehr gute Wahl.

Fahreindrücke: Der Spezialist will gefordert werden

Man merkt schnell: Das Cube Stereo Hybrid One77 ist kein Kaffeefahrten-Bike, sondern ein klarer Abfahrtsspezialist. Im Fahrverhalten unterscheidet es sich spürbar vom eher tourenorientierten One Forty Four.

Man nimmt angenehm aufrecht auf dem Bike Platz, was auch der recht hohen Front geschuldet ist. In offenen Schotterkurven macht sich jedoch der flache Lenkwinkel in Kombination mit der hohen Front durch eine gewisse Kippeligkeit des Vorderrads bemerkbar. Sobald es aber steil wird und die Geschwindigkeit steigt, spielt diese Geometrie ihre Trümpfe aus: Ein sattes Sicherheitsgefühl ist die Belohnung. Das Tretlager sitzt sehr tief, was für ein tolles, integriertes Gefühl im Rad sorgt – man steht förmlich im Bike. Die Kehrseite: Man bleibt damit auch leichter mal an Wurzeln oder Steinen hängen, besonders in der flachen Lenkwinkel-Einstellung und mit den serienmäßigen 165 mm Kurbeln.

Erstaunlich, aber trotz seiner Abfahrtsgene klettert das One77 erstaunlich gut. Der Bosch CX-Motor schiebt gewohnt kraftvoll und zuverlässig. Die Geräuschkulisse des Motors ist angenehm und unaufdringlich. In technischen Anstiegen ist allerdings eine aktive Fahrweise gefragt. Der flache Lenkwinkel und die nicht übermäßig langen Kettenstreben (etwas über 440 mm) erfordern Körpereinsatz und Druck auf der Front, um das Vorderrad am Boden zu halten.

So richtig blüht das Cube Stereo Hybrid One77 jedoch erst auf, wenn sich der Trail gen Tal neigt. Die üppigen Federwegsreserven und die aggressive Geometrie vermitteln enormes Selbstvertrauen und laden förmlich dazu ein, die Bremsen offenzulassen. Das Fahrwerk saugt Hindernisse gierig auf und gibt dem Fahrer ein extrem sattes, souveränes Gefühl.

Die Fox 38 Performance Gabel an der Front macht einen guten Job und spricht sensibel an. Bei der Druckstufeneinstellung könnte man sich etwas mehr Feinfühligkeit wünschen; hier muss man ein wenig den Kompromiss finden zwischen viel Gegenhalt (was das Fahrwerk etwas bockiger machen kann) und maximalem Komfort. Das Heck mit dem Fox X2 Dämpfer ist plush und bügelt fast alles weg, was sich ihm in den Weg stellt. Das kann manchmal ein wenig zu Lasten des direkten Feedbacks vom Untergrund gehen.

Das Cube Stereo Hybrid One77 ist kein Allrounder für die gemütliche Sonntagsrunde. Es spricht erfahrene E-Mountainbiker an, die einen echten Spezialisten für anspruchsvolle, schnelle Abfahrten suchen und dafür bereit sind, bei der Allround-Tauglichkeit Abstriche zu machen. Es ist weniger ein Bike für ausgedehnte Touren und gemäßigte Trails – hier wäre das Stereo Hybrid One44 die passendere Wahl. Das One77 will in den Bikepark, auf steile, technische Enduro-Trails und von Fahrern bewegt werden, die seine spezifischen Fahreigenschaften zu schätzen und vor allem zu beherrschen wissen.