Velomotion logo Velomotion small logo
Search icon
  • Produktnews
  • Radsport
  • Tests
    • Kompletträder
    • Komponenten
    • Zubehör
  • Ratgeber
    • Kaufberatung
    • Leasing
    • Recht
    • Werkstatt
    • Radreise
[gtranslate]

Zipp 303 XPLR S

5. Februar 2025 by Caspar Gebel

Test Zipp 303 XPLR S: Der superbreite Gravel-Radsatz sorgt auch bei geringem Luftdruck für sicheren Reifensitz und vereint damit Grip und Komfort mit neutralem Fahrverhalten. In der Praxis überwiegt dieser Aspekt fast die aerodynamischen Vorteile, die die neuen Zipp-Laufräder bringen sollen.

Beim Rennrad ist aerodynamische Optimierung längst im Mainstream angekommen. Das typische Straßenrad verfügt heute über entsprechende Rahmenformen, und gesunkene Preise haben dafür gesorgt, dass Laufradsätze mit tiefen Carbonfelgen kein Profi-Privileg mehr sind. Und auch das Gravelbike hat sich mit dem Aero-Virus infiziert. Der Gravel-Rennsport hat sich professionalisiert, und die Fahrer verlangen von ihren Ausstattern Material, das auf langen Strecken schneller macht. Race-Gravelbikes sehen ihren Straßen-Geschwistern daher inzwischen sehr ähnlich, und natürlich rollen auch sie auf aerodynamischen Laufrädern. Doch diese kamen bisher nicht ganz an die Performance heran, die Aero-Radsätze fürs Rennrad bieten.

Woran das liegt? Neben dem Profil der Felgen ist auch deren Breite ausschlaggebend für gute Aerodynamik: optimal schneiden sich die Laufräder in den Fahrtwind, wenn die Felge ebenso breit ist wie der Reifen oder sogar minimal breiter. Allerdings sind Gravel-Radsätze bisher in Relation zum Reifen eher schmal: Die Maulweite liegt meist bei 25 mm, die äußere Breite bei 30 oder 32 mm. Doch nun hat der zu SRAM gehörige Anbieter Zipp einen draufgesetzt: Mit dem Zipp 303 XPLR S hat der US-Hersteller den derzeit breitesten Gravel-Radsatz am Markt vorgestellt – mit 32 mm Maulweite bei 40 mm Außenbreite.

Zipp 303 XPLR S
Bereift und ins Rad montiert, sehen die breiten Laufräder gar nicht mehr so wuchtig aus.

Zipp 303 XPLR S: auf Gravel-Reifen abgestimmte Felgenbreite

Frisch aus dem Karton sehen diese Laufräder ungewohnt aus, fast ein bisschen überzeichnet. Auf der Waage machen die wuchtigen Zipp dann eine gute Figur – 758 Gramm fürs Vorderrad und 866 Gramm fürs Hinterrad inklusive Felgenband (also 1.624 Gramm) sind gerade angesichts der materialintensiven Bauweise ziemlich wenig. Zum Vergleich: Die eng verwandten Zipp 303s wiegen gut 1.550 Gramm, dabei sind ihre Felgen 45 mm tief. Der 303 XPLR S bringt es auf ein 54 mm tiefes Profil.

Die ungewohnte Optik ändert sich, sobald die Reifen montiert sind. Die von SRAM mitgelieferten Goodyear XPLR sind nominell 45 mm breit, auf der Felge allerdings nur gut 43 mm. Damit entsprechen die Größenverhältnisse von Reifen und Felge ziemlich genau einem Rennrad-Radsatz mit den heute üblichen 28-mm-Reifen. Und so wird das auch was mit der Aerodynamik des Gesamtsystems.

54 mm Profiltiefe sind viel für einen Gravel-Radsatz.
Am Speichensitz ist die Felge sanft gerundet.

Leistungseinsparungen im einstelligen Bereich

Wobei man keine Wunder erwarten darf: Bei einem Tempo um 32 km/h spricht Zipp von 2 Watt weniger Leistung gegenüber einem nicht bekannten Mitbewerber; bei 40 km/h sind es immerhin schon 4 Watt. Das zeigt schon, dass sich der neue Radsatz eher an Rennfahrer wendet, die wirklich nach „Marginal gains“ suchen, um Leistung zu sparen. Etwas größere Vorteile in Sachen Leistung verspricht Zipp auf einem anderen Feld – dem von Vibrationen und Rollwiderstand. Das Erschütterung Leistung kostet, ist bekannt; ebenso, dass man mit niedrigem Reifendruck Vibrationen wie Rollwiderstand reduzieren kann. Und hier sollen die superbreiten Felgen Vorteile bringen, denn da sich der Reifen kaum noch seitlich über sie hervorwölbt, steht er auch bei geringem Druck sehr stabil und muss daher nicht so hart aufgepumpt werden.

Bei 30 bis 40 km/h fallen die Aero-Vorteile moderat aus.
Je geringer der Reifendruck, desto weniger Leistung ist auf Gravel-Strecken nötig.

Für 77 kg Fahrergewicht und ein 9-kg-Rad gibt der Zipp-Luftdruckrechner Werte von rund 1,9 bar fürs Vorderrad und 2 bar fürs Hinterrad an; es geht aber auch deutlich darunter. Selbst bei 1,6 bar sitzt der 45er Reifen sehr satt in der Felge und weicht in Schräglage nicht zur Seite aus. Das eher feine Profil des Zipp/Goodyear Inter rollt gefühlt leicht ab und kommt auf Asphalt einem Straßenreifen nahe; im Gelände ist der Reifen bei niedrigem Druck ziemlich griffig und dank der ausgeprägten Schulterstollen auch auf matschigem Untergrund sehr verlässlich. Mit rund 515 Gramm ist der Reifen für einen 45er eher leicht; wie es um seine Haltbarkeit bestellt ist, muss sich noch zeigen.

Breite Felgenflanke zur Verhinderung von Durchschlägen

Auch bei Schlauchlosreifen ist der Durchschlag ein Thema; hier kann es zu Seitenwandschäden kommen, wenn der Reifen von Fahrbahn und Felge in die Zange genommen wird. Zipp minimiert das Risiko durch eine gleich 4 mm breite (Hookless-) Felgenflanke, die oben nicht spitz zuläuft, sondern flächig ist. Damit soll der Druck, der im Ernstfall auf den Reifen einwirkt, weniger punktuell sondern eben flächig sein. Auch diese Maßnahme wird ihre Wirksamkeit im Dauereinsatz beweisen müssen.

Im Vergleich zur Zipp 303s fallen die größere Breite und die kantigen Felgenflanken auf.
Das breite Felgenhorn soll bei Durchschlägen punktuellen Druck vermeiden.

Die Reifenmontage geht beim neuen Zipp 303 XPLR S ziemlich einfach: Zwar muss man kurz mal einen Reifenheber ansetzen, dann aber kann man den Reifen ohne Kompressor befüllen. Auch die Demontage ist kein Problem. Der Fahreindruck ist sehr angenehm: Das recht geringe Gesamtgewicht von Radsatz und Bereifung führt zu einem spielerischen Handling; bei höherem Tempo auch auf Asphalt meint man den aerodynamischen Vorteil der tiefen Felgen zu spüren. An windigen Tagen wirken sie außerdem sehr fahrstabil; seitlicher Wind erzeugt keinen merklichen Druck am Vorderrad. Und einmal ans Gravelbike montiert, wirken die Zipps optisch gar nicht mehr so extrem breit – gerade zu einem aerodynamisch ausgelegten Rad sollten sie gut passen.

Vor allem aber gefällt der sichere Sitz der Reifen, die sich kein bisschen schwammig anfühlen und keinerlei Kompromisse zwischen Traktion und Dämpfung auf der einen Seite und neutralem Fahrverhalten auf der anderen nötig machen. In dieser Hinsicht wirkt sich die große Maulweite definitiv günstig aus.

Solider Nabensatz mit Sperrklinken

Zipp baut den Radsatz wie das Straßen-Schwestermodell 303s auf dem 76/176-Nabensatz auf, der mit einem Drei-Klinken-Freilauf ausgestattet ist, dazu kommen jeweils 24 zweifach gekreuzte Flachspeichen. Mit offiziell 1.200 Euro ist dieser Radsatz auch preislich auf dem Niveau des Zipp 303s; der ca. 150 Gramm leichtere 303 XPLR SW mit den für Zipp typischen „Dimples“ kostet glatt 600 Euro mehr. Mit einem „Straßenpreis“ um tausend Euro ist der neue Zipp 303 XPLR S also gar nicht mal so teuer angesichts seiner innovativen Machart.

Der Nabensatz ist klassisch eingespeicht.
Beim Zipp 303 XPLR S kommt ein Drei-Klinken-Freilauf zum Einsatz.

Bisher fast nur Schwalbe-Reifen freigegeben

Dass der Radsatz auf breite Gravel-Reifen optimiert ist, hat nur einen kleinen Nachteil: Schmalere Pneus als 40er dürfen nicht verwendet werden; ohnehin ist die Liste der freigegebenen Reifen noch recht kurz. Bis auf den speziellen Goodyear und den Zipp Tangente sind bisher nur die diversen Gravel-Reifen von Schwalbe in 40 und 45 mm Breite zugelassen. Dabei geht es vorwiegend um einen sicheren Halt des Reifens auf der hakenlosen Felge. Das Unternehmen aus dem Bergischen Land arbeitet schon länger mit Zipp zusammen; ob und wann die Konkurrenz nachzieht, wissen wir nicht. Schlau wäre es bestimmt.

Ein bereits länger genutzter Schwalbe G-One RS in 40 mm Breite lässt sich übrigens ebenso leicht auf der Zipp-Felge montieren wie der Goodyear – und überraschenderweise fällt er mit 42 mm fast ebenso breit aus. Auf einer Zipp 303s ist der G-One RS nur 39 mm breit; an der Reifenkontur ändert die breitere Felge aber praktisch nichts.

Beim Schwalbe G-One RS führen 8 mm mehr Maulweite zu einer um 3 mm größeren Breite.
Mit den 45 mm breiten Goodyear-Reifen ergibt sich ein harmonisches Gesamtbild.

Abgesehen von der eingeschränkten Reifenauswahl kann man den Zipp 303 XPLR S jedenfalls sehr empfehlen. Gerade Gravelbiker, die geringen Druck und 45er oder 50er Reifen bevorzugen, bekommen hier einen perfekt darauf abgestimmten Radsatz; wer schnell fährt, dürfte auch von der Aerodynamik profitieren, die mit keinerlei Nachteilen wie Seitenwindanfälligkeit einhergeht. Dazu kommt die einzigartige Optik, betont durch das auffällige, einlackierte Dekor – ein Radsatz, auf den man durchaus angesprochen wird und zu dem man einiges erzählen kann.

www.sram.com

Zipp 303 XPLR S