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Trailduro in auffälligem Design

16. Oktober 2024 by Michael Faiß

Test / MTB: Zum Anfang dieser Saison hat das Pivot Switchblade ein umfassendes Update bekommen. Der Trail-Allrounder der US-Amerikaner bleibt sich zwar treu, wird aber in vielerlei Hinsicht eine Spur moderner. Ob die Rechnung aufgeht und das Bike sich seinen eigenen Charakter bewahren kann, haben wir auf die Probe gestellt.

Im ausgesprochen umfangreichen MTB-Portfolio von Pivot möchte das Switchblade die Brücke schlagen zwischen dem leichten Trailbike 429 und dem Vollgas-Enduro Firebird. Entsprechend lässt es sich nur schwerlich in irgendwelche Schubladen pressen – auch vor dem Hintergrund der Testeindrücke würden wir dem leichtfüßigen Gelände-Begleiter am ehesten noch den Stempel „Trailbike+“ aufdrücken. Das passt dann auch zu den Eckdaten: Während der Hinterbau nämlich 142 mm Federweg bereitstellt, sind es an der Front durchaus üppige 160 mm. Ab Werk kommt das Bike zudem mit 29 Zoll Laufrädern, ein Umbau auf Mullet mit kleinerem Hinterrad ist laut Pivot jedoch möglich.

Das Talon-Design ist eine Hommage an das Erstlingswerk von Pivot-Gründer Chris Cocalis.
Die kleinen Zeichnungen überall am Rahmen sind sicherlich Geschmackssache – wir finden’s super.

Im Normalfall sind Rahmenfarben und -designs in unseren Tests eher eine Randnotiz. Im Falle unseres Pivot Switchblade Testbikes müssen wir jedoch ein paar Worte mehr verlieren: Das Switchblade ist neben den „Standardfarben“ Blau und Schwarz zusätzlich nämlich auch in einem limitierten, knallig-pinken Talon Design zu haben. Dabei handelt es sich um eine Hommage an das Sun Eagle Talon, das in diesem Jahr seinen 35. Geburtstag feiert. Was das mit Pivot zu tun hat? Nun, das Talon war im Jahr 1989 das erste Bike, bei dem Pivot-Gründer und CEO Chris Cocalis seine Finger im Spiel hatte. Natürlich hat das Switchblade mit dem Retro-Bike nicht mehr viel gemein – aber die knallig pinke Farbgebung mitsamt der gelben Schriftzüge ziehen auch heute noch alle Blicke auf sich.

Praktisch: Der Sag-Indikator beschleunigt das Setup des Hinterbaus.

Bekanntes Hinterbausystem und schöne Features

Neben seiner Optik bringt der Vollcarbonrahmen natürlich auch andere Besonderheiten mit: Da wäre der für Pivot typische dw-link Hinterbau, der sich mittlerweile an unterschiedlichsten Bikes über viele Jahre bewähren konnte. Positiv fällt außerdem auf, dass der Rahmen an allen relevanten Stellen großzügig mit robusten Schützern versehen wurde: Neben der obligatorischen Kettenstrebe sind auch Sitzstrebe, die Unterseite des Unterrohrs und der Bereich zwischen den Umlenkhebeln des Hinterbaus gut geschützt. Letzteres ist unerlässlich, sollten sich Steine während der Fahrt in diesen Bereich verirren – so bleibt der Rahmen frei von Kratzern und/oder Beschädigungen.

Daumen hoch: Pivot verzichtet auf die derzeit so angesagte Leitungsverlegung durch den Steuersatz. Ein Segen für jeden Schrauber!

Gut gefällt uns zudem die Leitungsverlegung: Statt wie viele andere aktuelle Mountainbikes die Außenhüllen durch den Steuersatz zu führen, setzen die US-Amerikaner hier auf klassische Einlässe im Bereich des Steuerrohrs. Das erleichtert Wartungsarbeiten enorm und ist in puncto Optik kein wirkliches Downgrade; leider klapperten die Leitungen bei unserem Testrad jedoch im Inneren des Rahmens.

Trotz gut gespannter Außenhüllen klapperten die Leitungen im Inneren des Rahmens.

Eine kleine Besonderheit am Pivot Switchblade ist der SuperBoost Hinterbau, der mit 157 mm deutlich breiter ausfällt als das reguläre Boost-Maß. Das erlaubt es zwar einerseits kurze Kettenstreben bei gleichzeitig üppiger Reifenfreiheit (2,5″ bei 29″ und 2,8″ bei 650b) zu realisieren, dafür muss man beim Kauf eines neuen Hinterrads genau auf die Nabe am Hinterrad achten und ist bei der Auswahl doch deutlich eingeschränkt.

Modernisierte Geometrie

Die Geometrie des Pivot Switchblade wurde im Vergleich zum unmittelbaren Vorgänger etwas modernisiert, ist in ihren Grundzügen jedoch gleich geblieben und unterstreicht das Einsatzgebiet zwischen Trailbike und Enduro. Der durchaus lange Reach des Hauptrahmens bietet genügend Spielraum für Gewichtsverlagerungen im Gelände, der flache Lenkwinkel dürfte für ordentlich Laufruhe sorgen. Dem gegenüber stehen ziemlich kurze Kettenstreben für einen guten Schuss Verspieltheit. Toll: Über alle fünf Rahmengrößen wachsen bzw. schrumpfen die Kettenstreben mit, um ein gleichbleibendes Fahrverhalten zu gewährleisten. Leider eine Seltenheit heutzutage.

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Über einen Flipchip lässt sich bei der Geometrie zudem Feintuning betreiben. Dieser lässt sich in zwei Positionen montieren und nimmt Einfluss auf Lenk- und Sitzwinkel und die Tretlagerhöhe. Die Unterschiede zwischen den beiden Settings sind nicht gigantisch, aber gerade versierte Fahrer dürften diese Nuancen durchaus spüren und zu schätzen wissen.

Wir waren die meiste Zeit in der flachen Einstellung des Flipchips unterwegs.

Top-Ausstattung zum saftigen Preis

Ganze 14 (!) Ausstattungsvarianten des Pivot Switchblade sind derzeit auf der Webseite des Edel-Herstellers gelistet. Preislich bewegen sich alle im oberen Segment: Selbst das günstigste Modell knackt mit 6.599 Euro die 5.000-Euro-Marke deutlich. Nach oben gibt es kaum Grenzen: Das Switchblade Team XX AXS Transmission Neo reißt mit 14.099 Euro ein beachtliches Loch ins Portemonnaie. Gemein haben jedoch alle Modelle den leichten Carbonrahmen – insofern stimmt die Basis und auch späteres Aufrüsten nach dem Kauf lohnt sich. Unser Testbike entsprach fast gänzlich dem Team XTR Spec – nur die Laufräder kamen bei uns von DT Swiss anstelle von Newmen wie am Serienmodell. Mit 9.699 Euro bleibt das Modell dann auch gerade so im vierstelligen Bereich.

Angesichts des Preisschilds darf man dann auch ein entsprechend hochwertiges Komponentenpaket erwarten – das man dann jedoch auch bekommt. Egal ob Fox Factory Fahrwerk mit 36er an der Front und Float X im Heck, volle Shimano XTR Ausstattung aus Schaltung und Bremsanlage, Carbonlaufräder oder -Cockpit. Hier bleiben in der Tat nicht viele Wünsche offen. Auch in den Details stimmt die Wahl der Teile: Die Fox Transfer Stütze bietet 200 mm Hub, die Reifenwahl von Maxxis mit DHRII und DHF passt zum Charakter des Bikes. Die Exo+ Karkasse bietet für die Federwegsklasse ausreichend Pannenschutz und ist nicht zu behäbig. Das i-Tüpfelchen wäre noch die weichere MaxxGrip Gummimischung an der Front gewesen.

Rahmen Pivot Switchblade Carbon
Federgabel Fox 36 Factory Grip2
Dämpfer Fox Float X Factory
Laufräder DT Swiss XMC 1501
Reifen VR Maxxis Minion DHF MaxxTerra Exo+
Reifen HR Maxxis Minion DHRII MaxxTerra Exo+
Schaltwerk Shimano XTR 12-fach
Schalthebel Shimano XTR 12-fach
Kurbel Race Face Next R
Umwerfer Ohne
Bremse Shimano XTR M9120
Bremsscheiben Shimano XTR 203/180 mm
Sattelstütze Fox Transfer Factory 200 mm (L)
Sattel Phoenix WTB Volt Team
Vorbau Phoenix Team Enduro 45 mm
Lenker Phoenix Team Low Rise Carbon 780 mm (L)

Einen guten Eindruck hinterlassen auch die hauseigenen Bauteile am Cockpit. Der in Rahmengröße L 780 mm breite Carbonlenker muss sich nicht vor den großen Namen verstecken und auch Vorbau und Griffe fügen sich gut dazu. So ausgestattet bleibt die Waage bei unserem Testbike ohne Pedale und in Rahmengröße L bei sehr guten 13,8 kg stehen.

Das Pivot Switchblade in der Praxis

Für den Praxistest waren wir mit dem Pivot Switchblade in unterschiedlichem Terrain auf den Hometrails im Bayerischen Wald unterwegs. Neben typischem „Trailbike-Terrain“ musste sich das pinke Geschoss auch auf den unterschiedlichsten Trails im Bikepark am Geißkopf beweisen. Zunächst: Wer befürchtet, das neue Switchblade würde durch die etwas moderneren Abmessungen zu nahe an ein Enduro rücken, kann beruhigt sein. Das Bike ist nach wie vor ein „echtes“ Trailbike: Flink, spaßig, verspielt, leichtfüßig. Genau diese Attribute beschreiben das Bike am besten; an einem kleinen Absatz abziehen, in den nächsten Anlieger werfen, danach ab aufs Hinterrad und weiter gen Tal.

Verantwortlich für diesen fast schon unbändigen Spieltrieb sind neben dem für heutige Verhältnisse erfreulich geringen Gewicht von unter 14 kg auch das lebendige Fahrwerk. Der Hinterbau vermittelt zu jedem Zeitpunkt klar, was auf dem Untergrund los ist und quittiert Impulse des Fahrers mit unmittelbarer Reaktion.

Ein ganz klassisches Trailbike also? Ja … und nein. Denn auch wenn ruppiges Enduro-Geläuf nicht seine Kerndisziplin ist, schlägt sich das Pivot Switchblade auch hier beachtlich. Natürlich bietet es im Gegensatz zu einem ausgewachsenen Baller-Boliden nicht die gleiche Laufruhe und erfordert etwas mehr Gegendruck und eine angepasste Fahrweise – aber auch dann macht es selbst in diesem Gelände eine gute Figur. Der Hinterbau wird gegen Ende des Federwegs ziemlich progressiv und bietet damit große Reserven, die 160 mm Federweg an der Front passen dann gut dazu.

Bei gemütlichen Touren sowie ungemütlichen Uphills ist das Switchblade ein unaufgeregter Begleiter mit angenehmer Sitzposition. Der Hinterbau wippt je nach Untergrund spürbar, was sich aber über den Climb Switch am Float X mit einem Handgriff unterdrücken lässt.