E-MTB / TEST: Das neue Thok Gram kommt als kompromissloses E-Enduro daher. Massig Federweg und eine abfahrtsorientierte Geometrie versprechen viel Spaß bergab. Wir konnte das Bike beim Thok Tribe ausgiebig testen, Wie sich das E-Bike schlägt, liest du hier.
Thok Gram RC: E-Enduro fürs Grobe
Abfahrtswaffe aus Italien: Die 2015 gegründete E-Bike-Schmiede Thok hat seit kurzem ein neues E-Enduro im Programm. Das futuristisch anmutende Gram aus italienischem Hause ist für grobes Gelände wie gemacht. Mit 170 mm / 180 mm Federweg an der Front und 170 mm am Heck bietet das E-Enduro massig Reserven, um es richtig laufen zu lassen. Trotzdem versuchen die Italiener in gewisser Weise die eierlegende Wollmilchsau zu konstruieren, denn die Geometrie versucht sich als Schnittstelle zwischen Abfahrtsperformance und guten Uphill-Eigenschaften. Das Gram gibt es in zwei Ausstattungsvarianten, bei denen Wert auf funktionelle, robuste Komponenten gelegt wird, anstatt mit extremem Leichtbau den Preis deutlich jenseits der 10.000 € Marke zu treiben. Mit rund 23,5 kg ist das Gram für seine Ausstattung und Eigenschaften dennoch recht leicht.
Daten & Ausstattung des E-Enduro Thok Gram
- Rahmenmaterial: Carbon
- Motor: Shimano EP8 (85 Nm)
- Akku: Shimano, 630 Wh
- Federweg: 180 mm vorne, 170 mm hinten
- Laufradgröße: Mullet, 29″ vorne, 27,5″ hinten
- Modelle: 2 Ausstattungsvarianten (Gram, Gram RC)
- Preis: 7.499 € bis 9.900 €
Ausstattung
Auf Seiten der Ausstattung findet Thok einen guten Kompromiss zwischen hochwertigen, funktionellen Teilen, die aber auf der Kostenseite nicht in absurde Dimensionen steigen. Thok legt hier also Wert auf Funktion und Bezahlbarkeit, anstatt mit edlen und leichten Carbon-Komponenten das letzte Gramm an Gewicht zu sparen. Thok bietet zwei Ausstattungsvarianten. Diese unterscheiden sich primär in vier Punkten: Das Gram RC hat mit der Shimano XT die entsprechend stärkeren Scheibenbremsen. Außerdem wird hier das Fox Factory Fahrwerk eingesetzt, während das Gram „nur“ mit Rhythm-Fahrwerk kommt. Der dritte Punkt sind die Laufräder: Das Topmodell Gram RC ist mit Crankbrothers Synthesis Laufrädern ausgestattet, während das Gram über hauseigene Laufräder verfügt. Zuletzt wird beim Gram RC dank GX Eagle AXS elektronisch geschaltet, währen das Gram mit der NX Egale auf herkömmliche Schaltzüge angewiesen ist. Die Variante in unserem Test ist das Gram RC.
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Geometrie
Die Geometrie des Gram ist sehr abfahrtsorientiert ausgelegt. Ein flacher Lenkwinkel mit 64° sorgt für Stabilität in schnellen Abfahrten. Der moderne Reach mit 475 mm in Testgröße L unterstützt diese Abfahrtsstabilität ebenso, wie die langen Kettenstreben mit 450 mm. Letztere sorgen neben dem steilen Sitzwinkel mit 78° dafür, dass das Gram RC im Uphill extrem stark ist. Die Sitzposition ist aufrecht und das Bike fühlt sich sitzend für die moderne Geometrie recht kurz an, was uns aber positiv und bequem aufgefallen ist.
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Antrieb & Motor
Für kräftigen Vortrieb sorgt ein Shimano EP8 Motor mit 85 NM Drehmoment. Damit verfügt das Gram über einen der besten Motoren am Markt, der auch zu den leichtesten seiner Klasse gehört. Dieser liefert speziell im niedrigeren Trittbereich guten Vortrieb – Trail-Uphills sind damit sehr spaßig. Drei Fahrmodi sorgen für unterschiedlich starke Unterstützung: Eco, Trail und Boost.
Die Energie liefert ein passender Akku mit 630 Wh. Letzterer spart im Vergleich zu größeren Akkus etwas Gewicht, reicht aber dennoch für die meisten Touren und Ausfahrten. Der Akku kann bequem nach unten entnommen werden und über eine im Rahmen integrierte Ladebuchse geladen werden.
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Test: Das Thok Gram RC auf dem Trail
Biken, Bier & Meer – auf den abwechslungsreichen Trails nahe Castiglione della Pescaia in der Toskana konnten wir das Gram RC ausgiebig testen. Im Rahmen des Thok Tribe 2023 gab es neben den Trails auch interessante Einblicke in Thoks Unternehmenskultur und außerdem die Möglichkeit, mit Thoks Vorzeige-Bikern in Kontakt zu kommen. Mehr zum Bike-Fest des sympathischen, italienischen Unternehmens folgt später – jetzt zum Test.
Fahreigenschaften Uphill
Vortrieb ohne Ende, das Vorderrad klebt am Boden – nein wir sprechen hier nicht von einem leichten E-Trailbike, sondern von einem E-Enduro mit 180 mm Federweg an der Front und 170 mm am Heck. Das Gram RC klettert unglaublich gut. Dank seines steilen Sitzwinkels sitzt man weit vorne und aufrecht. So bewältigt man die steilsten, verblocktesten Anstiege, ohne dass sich das Vorderrad auch nur leicht vom Boden heben mag. Der Benefit: Es wird kein Uphill-Trail mehr auslassen und das Gram RC wird seinem Anspruch eines Enduros im Uphill definitiv gerecht. Ungewohnt wirkt anfangs die mit dem steilen Sitzwinkel einhergehende Länge – oder besser gesagt Kürze des Bikes: Die Sitzposition ist sehr aufrecht, das Bike wirkt recht kurz. Uns hat diese Position sehr gut gefallen, denn sie vereint eine gemütliche Grundposition mit außerordentlichen Klettereigenschaften. Der Hinterbau bleibt selbst bei starkem Input auf die Pedale unauffällig und wippt nicht.
Der EP8-Motor von Shimano liefert zuverlässig die nötige Power und auch mehr. Speziell im Trail-Uphill reicht es hier vollkommen, im Eco- oder Trail-Modus zu fahren, sonst kann man Gefahr laufen, in engen Kurven über den Trail hinaus geschoben zu werden. Dennoch kann der Schub auch über die Trittfrequenz ziemlich gut kontrolliert werden. Für extreme Steilstücke kommt der Boost-Modus zum Einsatz.
Fahreigenschaften Downhill
Bergab fällt auf, dass der Hinterbau sehr unauffällig arbeitet. Fast könnte man sich fragen: ist er noch da? Das Ansprechverhalten ist sehr sensibel, die Kennlinie eher progressiv. Das Gram kann dementsprechend auch mit Stahlfeder gefahren werden. Über Ducati wird es übrigens sogar in entsprechender Konfiguration vertrieben. Zuverlässig bügelt der Hinterbau alle Trail-Unebenheiten aus und harmoniert gut mit der Fox 38 Factory Federgabel – egal, ob grob und langsam oder Vollgas auf ruppigen Passagen. Das Gram bietet dem Fahrer viel Sicherheit und hat reichlich Reserven. Hierbei spielt natürlich auch der flache Lenkwinkel eine Rolle. Das Fahrwerk hat dennoch genügend Pop, um das Bike auch spielerisch einzusetzen und beispielsweise an diversen Kanten und Kickern abzuziehen. Die Körperposition ist insgesamt ausgeglichen und nicht zu gestreckt.
Man kann es richtig stehen lassen mit dem Gram – der Haken zeigt sich nur in engen Kehren: Durch den langen Radstand, bedingt durch lange Kettenstreben und flachem Lenkwinkel büßt das E-Enduro etwas Wendigkeit ein. Insgesamt hat uns das Bike sehr viel Abfahrtsspaß bereitet. Dafür sorgt auch die solide Ausstattung: Shimano XT Bremsen sorgen für gute Bremspower und Maxxis Assegai Bereifung liefert zuverlässigen Grip in allen Fahrsituationen. Für maximale Bewegungsfreiheit dürfte aus unserer Sicht Anstelle der versenkbaren Sattelstütze mit 170 mm eine mit 190 – 200 mm verbaut werden.
Thok Tribe: Fest von Bikern für Biker
Wenn Firmenchefs mit ihren Mitarbeitern und den Kunden zusammen auf dem Trail unterwegs sind, dann dürfte das schon eher etwas besonderes sein. Besonders einem der Gründer, Stefano Migliorini – ehemalger BMX-Weltmeister und Downhill-Profi – ist die Freude an den gemeinsamen Touren absolut anzumerken! Neben Größen aus dem Rallysport wie Stéphane Peterhansel und Edouard Boulanger sowie Skitouren-Profi Matteo Eydallin genießen Thoker die Trails und das italienische Flair um Castiglione della Pescaia. Im Rahmen des Events können Interessenten die neuen und alten E-Bikes testen, gemeinsam Trails erkunden und abends bei erfrischenden Kaltgetränken und Buffet den Abend ausklingen lassen.
Thok zeigt sich mit diesem Event sehr kundennah und ist dabei authentisch – nicht zuletzt, weil auch viele Mitarbeiter mit den Kunden auf die Trails starten. Wer also auf der Suche nach einem fähigen E-Enduro ist und dabei nichts von der Stange bei den Riesen der Bikebranche kaufen möchte, der könnte bei Thok gut aufgehoben sein.