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Spaßgarantie bergab und bergauf

15. August 2019 by Joseph Kuchler

Test / MTB: Niner Bikes aus Colorado war eine der ersten Marken, die sich komplett der Laufradgröße 29″ verschrieben hat. Die Wurzeln von 29ern steckten im Cross Country, ebenso wie die der Marke Niner. Doch mit dem Rip 9 hat Niner 2015 ihr erstes Bike für die All-Mountain-Kategorie vorgestellt. Wir durften die neueste Evolutionsstufe des Niner RIP 9 RDO 29 testen, welches erstmal auch mit 27,5+ Laufräder erhältlich ist. Ein absolutes Novum bei Niner.

Test: Niner RIP 9 RDO 29 – Rahmen

Das Niner RIP RDO 9 RDO 29 begrüßt uns am Anfang gleich mit einer erfrischenden Farbe, die man so nicht jeden Tag sieht. Ein blasses blau kombiniert mit blassem grün und schwarzen Schriftzügen geben dem Bike in Kombination mit der aufwendigen Rahmenform ein sehr starkes und nicht alltägliches Erscheinungsbild. Neben dieser Farbe ist eine Kombination von senfgelb und blau, sowie eine komplett schwarze Varianten erhältlich, für alle, die es nicht so farbenfroh wollen.

RDO steht bei Niner für die „Race Day Optimized“ Carbonfaser, aus der Hauptrahmen und Hinterbau bestehen. Dabei wurde in den vielen Jahren Erfahrung von Niner mit Carbon die Verarbeitung der Carbonfasern immer weiter optimiert, um der schwarzen Faser das Höchstmaß der Eigenschaften zu entlocken. So auch beim neuen Niner RIP 9 RDO, um eine möglichst leichte, steife, aber auch robuste Basis für ein vollwertiges All-Mountain-Bike zu schaffen. Bei der Gestaltung des Rahmens wurden je nach Bedarf verschiedene Rohrstärken und -formen realisiert. So wurde das Oberrohr oval und filigran gestaltet, damit der Fahrer mehr Beinfreiheit hat. Das hintere Rahmendreieck und das Unterrohr sowie der Tretlagerbereich fallen dagegen deutlich massiver aus, damit man in diesen Bereichen die notwendige Steifigkeit erhöht. Außerdem wurde zugunsten von mehr Reifenfreiheit die obere Strebe zwischen den beiden Sitzstreben eliminiert. Dafür mussten Sitzstreben und Umlenkhebel verstärkt werden. Dies führte zu einer höheren Belastung auf das Sitzrohr. Aus diesem Grund finden sich am Niner zwei Carbonstreben, die den Dämpfer umrahmen und dem Bike die charakteristische Form geben. Schönes Detail: Wir taten uns mit unserer Dämpferpumpe sehr schwer das Ventil des Dämpfers zu erreichen, aufgrund dieser Streben. Doch Niner liefert gleich die Lösung in Form eines Adapters mit.

Beim Hinterbau setzt Niner am RIP 9 RDO 29 auf das eigene, patentierte CVA System in Kombination mit einem Fox DPX Luftdämpfer. Das CVA System ist ein Viergelenker-System mit zwei Umlenkhebeln und virtuellem Drehpunkt. Einzigartig am Niner ist die Position des unteren Umlenkhebels. Dieser befindet sich unter dem Tretlager und entstand aus dem Problem von zu hohen Tretlagern bei den frühen 29ern. Mit dieser Lösung lassen sich extrem kurze Kettenstreben mit viel Reifenfreiheit umsetzten – ideale Vorraussetzungen für ein modernes Enduro Bike. Ein Kunststoffprotektor schützt den Umlenkhebel außerdem vor ungeplantem Feindkontakt.

Ein Vorteil dieses Systems ist , dass es auf Kettenzug reagiert und sich somit sehr effizient pedalieren lässt, da der Hinterbau quasi auseinander gezogen wird. Positiver Nebeneffekt ist, der Hinterbau bleibt trotzdem noch aktiv und federt Unebenheiten ab. Für das aktuelle Modell wurde Übersetzungsverhältnis am Hinterbau erhöht, somit spricht der Hinterbau sensibler an und auch im mittleren Federwegsbereich bleibt das Bike stabiler und gibt dem Fahrer mehr Support, bevor der komplette Federweg ausgenutzt wird. Die Abstimmung erleichtert ein Sag-Indikator am oberen Umlenkhebel, der direkt den idealen Sag-Bereich markiert.

Die Züge und Leitungen sind komplett im Rahmen versteckt. Für eine leichtere Handhabung wurden Hüllen über die komplette Länge im Rahmen verlegt. Außerdem sind am Rahmen Schutzapplikationen angebracht, die das schöne Carbon schützen sollen. Der Rahmen ist zudem auch vorbereitet für das Fox Live Valve System.

Zusammengefasst kann man hier schon mal Hut ziehen vor der technischen Meisterleitung am Hinterbau: 140 mm Federweg, 435 mm kurze Kettenstreben und Platz für 2,5″ WT Maxxis Reifen. Hier wurde schon viel Hirnschmalz reingesteckt, um das zu realisieren.

Test: Niner RIP 9 RDO 29 – Geometrie

„The longest, lowest, and slackest Niner ever made“ – Damit geht Niner voll mit dem äußerst sinnvollen Trend für versierte Fahrer. Was steckt dahinter? Für Laufruhe bei hohen Geschwindigkeiten sorgt der lange Reach und der flache Lenkwinkel. Damit das Rad trotzdem noch gut um die Kurve geht wurden wie oben schon erwähnt sehr kurze Kettenstreben realisiert. 

Außerdem wurde beim RIP 9 RDO 29 versucht das Sitzrohr und Steuerrohr möglichst kurz zu halten. Zum einen hat man so eine breitere Auswahl an Variostützen und zum anderen haben so Fahrer die Möglichkeit die Rahmengröße nach dem richtigen Reach zu wählen und nicht nach der Rahmenhöhe. 

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Aber nicht nur bergab soll ein modernes All-Mountain gut funktionieren. Niner nutzt dafür einen steileren effektiven Sitzwinkel, damit man beim berghoch pedalieren immer schön über dem Tretlager sitzt und die Kraft gut übertragen kann. Der relle Sitzwinkel fällt am RIP 9 ziemlich flach aus – wer also lange Beine hat, sitzt tendenziell etwas weit hinten über dem Hinterrad.

Wer sich eine etwas extremere Geometrie für den Downhill wünscht, der kann mittels eines Flip-Chips am Hinterbau das Tretlager um 7 mm absenken. Daraus resultiert ein 1° flacherer Sitzwinkel und 0,6° flacherer Sitzwinkel. Wie gesagt eignet sich diese Einstellung eher für den reinen Downhill-Einsatz mit Shuttle oder Liftunterstützung, da hier das ohnehin schon tiefe Tretlager noch weiter nach unten wandert und damit schon die Bodenfreiheit für den Traileinsatz mit pedalieren etwas gering ausfällt.

Test: Niner RIP 9 RDO 29 – Ausstattung

Rahmen NINER RIP 9 RDO CARBON FIBER, 140MM TRAVEL,
Federgabel FOX 36 FLOAT FACTORY FIT4 EVOL
Dämpfer FOX FLOAT DPX2 FACTORY EVOL
Laufräder STANS NOTUBES FLOW S1
Reifen VR MAXXIS MINION DHF
Reifen HR MAXXIS AGGRESSOR
Schaltwerk SRAM XO1
Schalthebel SRAM XO1
Kurbel SRAM X1 EAGLE CARBON
Umwerfer
Bremse SRAM GUIDE RSC
Bremsscheiben 180/180 CENTERLINE ROTORS
Sattelstütze SDG TELLIS (S-125MM, M-150MM, L/XL-170MM)
Sattel NINER CUSTOM TR WITH CRN-TI RAILS
Vorbau RACE FACE TURBINE R 40MM
Lenker RACE FACE NEXT R 800MM WIDE

Niner kategorisiert die Builds wie Hotels. In Europa werden aktuell nur zwei Builds angeboten für das Niner RIP 9 RDO 29. Die 3-Sterne Kategorie mit GX-Eagle Austattung kostet 5.670 €. Wir durften in das 4-Sterne Haus mit XO1 Eagle Paket ziehen – für 7.298 Euro. Unr wie soll man sagen? Auszusetzen gab’s bei der Ausstattung erwartungsgemäß wenig. Mit der Sram X01 mit 32er Kettenblatt und einer 10-50 Kassette wurde eine gute Bandbreite für den Einsatzbereich gewählt und über die top Schaltperformance muss man auch nix sagen. Am Fahrwerk geht es weiter mit Fox 36 Factory mit 150 mm an der Front und Fox Factory DPX2 Dämpfer im Heck. Damit ist eines der derzeit besten Fahrwerke überhaupt verbaut.

Ein wenig unterdimensioniert könnten für manche die Bremsen sein. Ich könnte mir vorstellen, dass sich hier der eine oder andere einen massiveren Stopper wünschen, zumal typisch für US-Marken auch nur 180 mm Bremsscheiben an Front und Heck montiert sind. Hinweis an dieser Stelle: Der Rahmen ist am Heck nur für 180 mm Scheiben zugelassen. Das könnte schwere Fahrer einschränken. Bei den Laufrädern setzt Niner auf Stans Notubes Flow S1 Kompletträder, die ideal für den Tubeless-Einsatz sind und auch mit 33 mm Breite locker die 2,5″ WT Maxxis Reifen aufnehmen können. Die Reifen sind gut gewählt für maximalen Grip im Downhill, aber rollen trotzdem noch akzeptabel. Die Variostütze kommt mit der Tellis von SDG und bietet in den Größen L und XL satte 170 mm Verstellweg. Das Cockpit kommt von Race Face mit 40 mm langem Vorbau und 800 mm breiten Lenker mit 20 mm Rise. Ergänzt wird das Cockpit durch Niner Grrrips Griffe, deren Style an Retro Motocross Griffe erinnert. Der Sattel kommt ebenfalls von der Niner Eigenmarke.

Test: Niner RIP 9 RDO 29 – Auf dem Trail

Look und Daten sorgten schon vorab für viel Lust auf das Bike. Die erste Sitzprobe fiel sehr positiv aus. Man sitzt leicht gestreckt, aber trotzdem komfortabel. Der Lenker hat die richtige Breite und ist nicht zu nah oder weit weg vom Fahrer. Überraschend ist auch die allgemein niedrige Überstandshöhe des Bikes. Sitzt man auf dem Bike, dann hat man keineswegs den Eindruck auf einem 29er in dieser Federwegskategorie zu sitzen. Man nimmt schön zwischen den Reifen Platz. Auch die ersten Meter auf dem Bike waren überraschend. Der Vortrieb war gut und auch die Maxxis Reifen haben, mich als alten XC-Fahrer, mit passablen Rolleigenschaften überzeugt.

Dieser Eindruck bestätige sich auch im Uphill. Das Bike kann auch gut Höhenmeter machen. Das leichte Gesamtgewicht von 13,5 kg mit leichten Tubeless-Laufrädern waren dabei ein sehr unterstützender Faktor. Wenn es steil wurde, machte sich der recht flache relle Sitzwinkel zu keinem Zeitpunkt negativ bemerkbar. Mit etwas über 1,80m saß ich auf Größe L ideal über dem Tretlager und mit dem breiten Lenker und den sehr griffigen Reifen pedaliert man steile und verblockte Rampen problemlos nach oben. Hier macht sich auch der CVA Hinterbau bemerkbar. Je mehr Kettenzug man erzeugt desto mehr hat sich der Hinterbau für Antriebseinflüsse versteift. Doch die Dämpfungseigenschaften blieben aktiv. So liegt das Hinterrad immer satt auf dem Trail und man hat jederzeit jede Menge Grip verfügbar. Der Hintebau fiel allgemein sehr antriebsneutral aus. Nur während längerer Asphalt- oder Schotter-Passagen wanderte unser Finger zum Lock-Hebel am Dämpfer. Dann fühlte sich der Hinterbau fast wie ein straffes XC-Fully an. Klar sind die Uphill-Eigenschaften nicht auf dem Level eines XC-Bike und es fehlt etwas die Spritzigkeit. Lässt man es jedoch etwas gemütlicher angehen, entpuppt sich das Niner als wahrer Höhenmeterfresser.

Das Niner RIP 9 RDO 29 qualifiziert sich durch die tollen Uphilleigenschaften schonmal abgelegene Trails in Höhenlagen zu erreichen. Für den Downhill sollte es auch gerüstet sein. Schon auf den ersten Metern im Trail bestätigen sich die versprochenen Daten auf dem Papier. Durch den langen Reach und flachen Lenkwinkel ist das Bike auch bei hohen Geschwindkeiten sehr laufruhig. Zusätzliche Ruhe bringt das Fahrwerk mit rein. Die 150 mm Federweg an Front arbeiten wie gewohnt und der Hinterbau reagiert anfangs sensibel und wird dann im mittleren Bereich etwas härter, bevor er dann erst spät den kompletten Federwegsbereich frei gibt. In engen Kurven sind die kurzen Kettenstreben deutlich spürbar. Nach dem Kurvenscheitel merkt man deutlich, wie der Hinterbau sich in die Kurve schiebt und man sehr enge Kurvenradien fahren kann. Auch das Surfen auf dem Hinterrad am Kurvenausgang gelingt spielerisch leicht. Die breiten Maxxis-Reifen sorgen für ohne Ende Grip und man kann wirklich sehr schnelle Kurvengeschwindigkeiten realisieren. Persönlich gemerkt habe ich es, da ich auf meinen Heimtrails den ein oder anderen Strava KOM zurückgeholt habe. Aber auch in langsamen technischen Passagen vermittelt das Niner Gesamtpaket extrem viel Sicherheit, sodass man an der Downhillperformance, außer der etwas unterdimensionierten Bremsen kaum etwas aussetzen kann.